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 In vielfacher Optik zeigt sich der Grundrhythmus.

a) Nah-Optik des Augenblicks. Jeder bedeutende Augenblick enthält zusammengedrängt all diese Takte. Ohne Urvertrauen, Gewissen, Selbstbewußtsein und Erwägung der Möglichkeiten gibt es keinen Entschluß; sofern er selbst schon die Verwirklichung ist, kann er ohne Zeitablauf auch sogleich zu Selbstvollzug, Verantwortung und Sich-Lassen führen. Denken wir an den Mann, der ein Kind aus dem Eis retten will und dabei selbst ertrinkt, oder den genervten Vater, der eine Ohrfeige im selben Augenblick auch schon bereut.

b) Tages-Optik. Der durchschnittliche Tag ist nach diesem Muster strukturiert. Die letzten Momente im warmen Bett beleben das ur-anfängliche Vertrauen, beim (noch so kurzen oder impliziten) Morgengebet richte ich die Antenne meines Gewissens auf DICH, das kalte Wasser bringt mich zu mir; den Tag füllen mancherlei Möglichkeiten, Entschlüsse, Verwirklichungen, die mein Selbstgefühl färben und abends vor DIR zu verantworten sind, im Abendrot schließlich lösen sich meine Sorgen und Krämpfe, bis ich mich im Bett wieder zusammenkuschele wie einst der Embryo.

c) Lebensoptik. Auch das Menschenleben im Ganzen wird von demselben Rhythmus bestimmt. Vor der ernsten Geschichte liegt das Paradies der Kindheit ("o selig, ein Kind noch zu sein"), dann untersteht der junge Mensch der Autorität von Eltern, Lehrern und Ausbildern, bis das reife Ich des Erwachsenen die eigenen Möglichkeiten kennt, ergreift, durchsetzt. Je älter der Mensch wird, umso mehr gelten wieder die Maßstäbe seiner Tradition, bis im hohen Alter "the experience of no-self" (Bernadette Roberts) sich ereignet und zuletzt die Heimkehr: "Nackt bin ich kommen aus meiner Mutter Leib und nackt kehre ich dorthin zurück" (Ijob).

 

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