Jürgen Kuhlmann

Ein Briefwechsel

zum Thema Teufel

25. März 2006

Sehr geehrter Herr Kuhlmann,

im Internet habe ich eine Predigt von Ihnen über das Thema: "Und führe uns nicht in Versuchug" gelesen.

Dabei stieß ich auf folgenden Satz: "Den meisten von uns ist die Figur des persönlichen Teufels arg zweifelhaft geworden."

Das erschreckt und enttäuscht mich sehr, so etwas von einem Katholiken zu lesen! Daher schreibe ich Ihnen auch.

Verstehe ich Sie richtig, dass sie daran zweifeln, ob der Teufel wirklich eine Person ist oder ein personales Wesen? Wenn ja, dann enttäuscht mich das sehr.

Wenn sie aber noch schreiben: "Den meisten von uns", dann ist das ja noch schlimmer, aber wahrsch. nicht ganz wahr, wenn sie mit "von uns" "alle Katholiken" meinen, denn weltweit gesehen, glauben alle Katholiken, dass der Teufel eine lebendige Person ist, denn unmissverständlich lehrt die hl. kath. Kirche über ihn:

"Hinter der Entscheidung unserer Stammeltern zum Ungehorsam steht eine verführerische widergöttliche Stimme [Vgl. Gen 3,1-5.], die sie aus Neid in den Tod fallen läßt [Vgl. weish 2,24]. Die Schrift und die Überlieferung der Kirche erblicken in diesem Wesen einen gefallenen Engel, der Satan oder Teufel genannt wird [Vgl. Joh 8,44; Offb 12,9.]. Die Kirche lehrt, daß er zuerst ein von Gott erschaffener guter Engel war. ,,Die Teufel und die anderen Dämonen wurden zwar von Gott ihrer Natur nach gut geschaffen, sie wurden aber selbst durch sich böse" (4. K. im Lateran 1215: DS 800)." (KKK 391) Also meinen sie wohl mit "Den meisten von uns" ihre persönlichen Kreise?

Diese "widergöttliche Stimme", die moderne und ungläubige Menschen, denen "die Figur des persönlichen Teufels arg zweifelhaft geworden" ist, gerne psychologisch oder auf andere Arten deuten wollen, wird jedoch von der "hl. Schrift und der Überlieferung der Kirche" einhellig als ein personales Lebewesen erkannt, nämlich als "gefallener Engel, der Satan oder Teufel genannt wird" und "ein Geschöpf" und "reiner Geist ist" (KKK 395), dessen "Tun schlimme geistige und mittelbar selbst physische Schäden über jeden Menschen und jede Gesellschaft bringt" (KKK 395), weil er ja "selbst durch sich böse" ist.

Man kann diesem bösen Lebewesen also keinen besseren Gefallen tun, als seine Existenz und Personalität zu leugnen, denn dann kann er die Seelen leichter verführen und töten, denn man kann einen Feind dreifach besiegen: 1. man kann gegen ihn offen kämpfen; das ist aber schwer und mühsam oder 2. man versteckt und tarnt sich und greift hinterhältig an; dass ist leichter und besser, aber der Feind wehrt sich noch, weil er um den Feind weiß oder 3. man macht sich völlig unsichtbar, so dass der Feind einen nicht sieht und denkt, dass es gar keinen Feind gäbe; das ist der beste Trick, denn so kämpft und wehrt sich der Feind gar nicht mehr und gleicht einem blinden Schaf inmitten einem Rudel hungriger Wölfe. Leugnen wir also die "Figur des Teufels", so sind wir diejenigen, die den Feind der Menschheit unterstützen und so den Tod vieler Seelen mitverantworten!!!

Und deswegen schreibe ich Ihnen ja, weil sie, als so gebildeter Mann, ein Multiplikationsfaktor sind und durch solche beiläufige Bemerkungen (wie der "Figur des Teufels"), die oft wirkungsvoller sind als gut begründete Sätze, viel Unheil anrichten können. Deswegen bitte ich sie von Herzen, dass sie der Lehre der Mutter Kirche treu bleiben und ihr kindlich vertrauen, damit sie nicht für ihre und andere Seelen Unheil anrichten!

Es gibt drei grundlegende Wahrheiten über den, "der wie ein brüllender Löwe umhergeht und sucht, wen er verschlingen kann" (1.Petr 5,8):

1.) "Die Schlange war..." (Gen 3,1), d.h. ER EXISTIERT!

2.) "Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben." (Gen 3,4), d.h. ER WILL UNS TÖTEN!

3.) "Die Schlange hat mich verführt" (Gen 3,13), d.h. ER HASST UNS!

Lesen wir also die Hl. Schrift aufmerksam, so erkennen wir, dass der "Widersacher, der Teufel" (1.Petr 5,8) existiert und uns alle töten will, weil er uns unermesslich hasst!, denn "durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt und ihn erfahren alle, die ihm angehören" (Weish 2,24), denn "er war ein Mörder von Anfang an... denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge." (Joh 8,44)

Wenn also ein moderner Theologe oder Wissenschaftler frägt: "Hat Gott wirklich gesagt, dass der Teufel existiert?" so sagen wir kräftig: "JA!" Und wenn uns ein Ungläubiger einflüstert: "Hat Gott wirklich gesagt, dass der Teufel uns töten will?" so sagen wir ganz klar: "JA!" Und wenn uns eine verführerische widergöttliche Stimme zweifelnd frägt: "Hat Gott wirklich gesagt, dass der Teufel uns hasst?" so antworten wir entschlossen: "JA!"

Denn es steht geschrieben: "Leistet ihm Widerstand in der Kraft des Glaubens!" (1.Petr 5,9)

AMEN.

Petar Komljenovic, Theologiestudent aus Tübingen

-- Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in alle Ewigkeit!

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27. März 2006

Lieber Herr Komljenovic, Ihr Brief wirft eine tiefe Frage auf.
> Dabei stieß ich auf folgenden Satz: "Den meisten von uns ist die Figur des
> persönlichen Teufels arg zweifelhaft geworden."
>
> Das erschreckt und enttäuscht mich sehr, so etwas von einem Katholiken zu
> lesen! Daher schreibe ich Ihnen auch.

Ihren Schrecken verstehe ich. Aber der Satz beschreibt eine Tatsache. De facto ist es so. Vor dieser seelischen Situation der Vielen stand ich und stehen Sie bald als Seelsorger. Dann hilft uns nur das Prinzip des heiligen Paulu s: den Juden (=Strenggläubigen) wie ein Jude, den Gesetzlosen (= zweifelnd Gläubigen) wie ein Gesetzloser (1 Kor 9,20f). Billiger, lieber unbekannter Freund, geht es nicht! Jesus hat sich am Kreuz leiblich zerreißen lassen, ohne schmerzhaften geistlichen Riß zwischen den Ideologien kann, fürchte ich, ein Erwachsener IHM nicht angehören.
>
> Verstehe ich Sie richtig, dass sie daran zweifeln, ob der Teufel wirklich
> eine Person ist oder ein personales Wesen? Wenn ja, dann enttäuscht mich das
> sehr.

Nein, Sie verstehen mich so nicht richtig. Denn in Ihrer (strenggläubigen) Sprache heißt das wirkende, wirkliche Böse eben: Teufel. Wie könnte ich den leugnen? So närrich bin ich nicht. Das Böse ist nicht bloß ein Gewirr unterpersonaler Faktoren (die wären nicht böse, nur schlimm), sondern eine gräßlich wirksame personhafte Größe. Sie stellen ja selbst die Lehre der Kirche ausführlich dar. Wer in ihr problemlos geborgen ist, gehört aber nicht zu denen, die mein Predigtkorb existentiell erreichen möchte. Die brauchen mich nicht für sich selbst, wohl vielleicht, soweit ihnen auch die Verkündigung an die Heiden aufgetragen ist. Sondern meine Leser sind primär die "anomoi" des Paulus: denen die kirchliche Sprech- und Bilderwelt versperrt ist und die dennoch ein Recht aufs Evangelium haben. Bedenken Sie die revolutionäre Einsicht des Martyrers Dietrich Bonhoeffer (neulich stand ich an der Stelle in Flossenbürg, wo die Nazis ihn im April 1945 noch ermordet haben). Am 30. April 1944 schreibt er aus dem Berliner Kerker: "Die paulinische Frage, ob die Beschneidung Bedingung der Rechtfertigung sei, heißt m.E. heute, ob Religion Bedingung des Heils sei." Die paulinische Antwort hieß damals und heißt heute: Nein. Wohl dürfen die Judenchris ten weiter das Gesetz verkünden (denn der Alte Bund, das wissen wir dank dem verstorbenen Papst, gilt ungekündigt weiter), also auch Sie und Ihresgleichen die relgiöse Teufelsrede, freilich nicht als allgemeinverbindlich und heilsnotwendig! Aber es dürfen auch die Heidenchristen ihre unreligiöse Rede freimütig sagen und das Teufels-Dogma so auslegen, daß sie "die Gesetzlosen gewinnen". Das habe ich in jener Netzpredigt versucht. Wenn Sie (nicht als geistlich Ergriffener aber) als für den Glauben der "anderen" mit Verantwortlicher sich neugierig-kritisch auf diesen Text einlassen, könnten einige der Seelen, für die unser Herrr Sie auserwählt hat, möglicherweise später aus Ihren Worten Heilsameres pflücken, als wenn Sie ihnen schlicht den Katechismus um die Ohren schlagen. Dazu ist der nicht gedacht!
> --
> Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in alle Ewigkeit!

Wie oft haben wir das in Rom gesungen! Christus vincit!

Ja. AMEN.

Brüderlich grüßt

Ihr

jk

4. April 2006

Lieber Herr Kuhlmann,

es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht schon vorher schrieb, aber ich kam leider nicht dazu.

Sie schreiben:
> Ihr Brief wirft eine tiefe Frage auf.

In der Tat. Wollen wir auf Gottes tiefe Antwort hoffen! :-)

Zunächst geht es um die Tatsache, dass viele Menschen nicht an den Teufel glauben und dann um die Frage, ob man diese mit einer religiösen dogmatischen Sprache für Christus gewinnen kann oder ob es nicht besser ist, in einer ihrer Denk- und Sprechwelt angepassten Weise das Evangelium zu verkünden und ob die Religion Bedingung des Heils sei.

Also mir ist die derzeitige Glaubenskrise sehr bewusst, denn nicht, dass die Leute nicht mehr an den Widersacher glauben, das ist nur ein Symptom der Krankheit, sondern das eigentliche Übel ist, dass die Leute gar nicht mehr ans Evangelium glauben, das ist die Krankheit selbst.

Die Leute haben ein Recht aufs Evangelium. Das ist auch wahr. Und wenn wir es auf einer fremden Sprache verkünden, dann nützt es nichts, weil es dann niemand versteht. Also Sinn der Verkündigung ist, dass die Heiden das Evangelium verstehen. Das ist klar. Also müssen wir in allen Sprachen der Heiden sprechen, wie sie der Hl. Geist am Pfingsttag eingab.

Hier ist also schon der erste Punkt, dass wir den Hl. Geist bitten, uns die rechte Sprache und Sprechweise zu schenken, damit die Heiden uns und das Wort Gottes verstehen, denn nur der Hl. Geist weiß, wie wir denken und reden müssen, damit das Evangelium von unseren Hörern verstanden und geliebt wird. Es ist also eine Gnade, die von Gott kommt. Jesus sagt: "Eure Worte sollen Salz in sich haben." Oder im Buch der Weisheit steht: "Und sie (die Weisheit) versteht es, die Worte schön zu formen!" Man könnte hinzufügen, "so dass alle ergriffen werden von der Schönheit der göttlichen Wahrheit, die Jesus Christus selbst ist!" Also nur der Hl. Geist kann uns die wahre Sprachengabe schenken, die viel Frucht bringen wird und viele Heiden zum Glauben bringen wird. Wollen wir dafür beten!!!

Ob der Katechismus dafür (die Heiden das Evangelium zu lehren) angemessen ist? Der Katechismus erfüllt ein meines Erachtens sehr großes und wichtiges Sprachprinzip: Er ist einfach und exakt. Einfach, weil die Sprache des Volkes einfach ist und einfach sein muss. Das Volk kennt die Sprache der Theologen und der hohen Wissenschaften nicht, die der Katechismus bewusst zu vermeiden sucht, um möglichst alle Schichten der Kirche und des Volkes allgemeinverständlich anzusprechen. Exakt, weil der Katechismus ein Produkt von 2000 Jahre Arbeit kath. Theologie ist, eine Sammlung von den weltweit besten - in Feuer geprüften - Antworten auf die wichtigsten Fragen des Glaubens. Zitate von Heiligen, Beschlüsse der Konzilien, unzählige Sprüche aus der Bibel, Ergebnisse der Wissenschaften und Erfahrungen der ganzen Weltgeschichte machen den Katechismus zu einer exakten und systematischen Glaubenslehre, wie es sie nicht zweimal auf Erden gibt. Ich glaube, dass es sich sehr anbietet in der Sprache des Katechismus zu bleiben, denn er ist durchdrungen vom Wirken des Hl. Geistes, noch über unser Verständnis hinaus.

Auch wenn wir eine den Heiden vertraute Sprache sprechen, aber das Evangelium verfälschen, nützt es uns auch nichts. Wir müssen schon den Glauben exakt und richtig verkünden und dürfen keine Abstriche, z.B. in der Teufelslehre, machen. Auch wenn Paulus den Heiden ein Heide wurde, so hat er in heidnischer Sprache doch trotzdem das Evangelium so verkündet, wie er es empfangen hat. Deswegen ist nicht nur die Sprache, sondern auch der Inhalt wichtig, eine wahre Lehre, wie sie der Katechismus, d.h. die Kirche lehrt.

Stößt diese Sprache die Heiden ab, muss daran nicht immer der Katechismus schuld sein, denn ich habe erlebt, dass die Menschen gut verstehen, was das Evangelium sagen will, aber dass sie schlichtweg nicht dran glauben wollen. Wir müssen also aufpassen, dass wir den Heiden zu Liebe, nicht unseren Glauben verfälschen, nur weil sie nicht glauben können oder wollen. Z.B. steht bei einem Abiturvorbereitungs-Buch für evangelische Religion in etwa, dass die jungfräuliche Empfängnis Jesu durch den Hl. Geist für viele ein Glaubenshindernis ist und dass man nach anderen Erklärungen suchen sollte, z.B. dass Maria eine im Herzen jungfräuliche Frau war usw. Das ist so ein typisches Beispiel, wie der Unglaube der Heiden, die Lehre der Kirche so verändert, dass sie zwar nacher vielleicht glauben, aber nur unter der Bedingung, dass sie nicht das glauben, was Gott will, sondern was sie wollen. Die Lehre von einer Apokatastasis (Allversöhnung der Guten und Bösen am Ende), an die schon 80% der Evangelen glauben, einer nur "geistigen und theologischen" Auferstehung Jesu und allerlei wissenschaftlichen Erklärungen der Wunder Jesu sind andere Beispiele dafür. Hier ist also Treue zum Evangelium gefragt und Standhaftigkeit im wahren Glauben, denn "verflucht sei der, der das Evangelium verfälscht!" sagt der Hl. Paulus.

Sicher gibt es verschiedene Kreise und Schichten in dieser Welt, die alle anders sprechen und es ist gut um des Evangeliums willen einer von ihnen zu werden, aber dann soll man dem Evangelium auch treu bleiben. Und gehört es denn nicht zum Evangelium, ausdrücklich vor dem Widersacher zu warnen, wie es die hl. Apostel taten? Ich frage mich, wie Sie das bei ihrem Hörer- und Leserkreis schaffen wollen, wenn sie schon mit Aussagen kommen, die die Fragwürdigkeit einer teuflischen Figur bestärken? Es beruhigte mich sehr, dass Sie an ihm nicht zweifeln, aber dann sagen Sie das ruhig auch deutlich, damit man es nicht missversteht.

Die ganze Frage spitzt sich nun zu, ob die Religion heilsrelevant sei? Sie (und Paulus?) sagen "nein!". Dann stellt sich aber die Frage, was sie mit Religion meinen? Wenn man Religion allgemein als Glaube definiert, dann heißt die Frage: "Ist der christliche Glaube, d.h. der Glaube an Jesus heilsrelevant?" Ich glaube, das würden Sie und Paulus noch bejahen, denn es steht geschrieben: "Wer glaubt, wird gerettet werden, wer nicht glaubt, wird verdammt werden!" Meint man mit Religion die ganzen Rituale eines Glaubens, dann müssten Sie und Paulus noch immer zustimmen, denn die christlichen Rituale sind hauptsächlich die hl. Sakramente, die das Heil schenken, wie z.B. die Taufe, von der der Katechismus wiederum sagt, dass sie heilsrelevant ist, weil "keiner ins Himmelreich kann, wenn er nicht aus Wasser und Geist wiedergeboren wird" oder die hl. Eucharistie, von der Jesus sagt: "Wer mein Fleisch und Blut nicht isst und trinkt, der hat das Leben nicht in sich." Meint man aber mit Religion die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Glaubensgemeinschaft und Kirche, was werden Sie und der hl. Paulus dann sagen? Werden Sie sagen, dass jeder, der glaubt und getauft wird, automatisch ein Glied der Kirche Christi wird, ob er will oder nicht, oder ob nur Mitglieder der Kirche die heilspendenden Sakramente empfangen dürfen? Also auch hier würden Sie wieder bejahen müssen.

Wo ist also ihr "nein!"? Es muss wahrscheinlich in der Befolgung bestimmter Gesetze und Vorschriften liegen. "Muss ich mich beschneiden lassen, um gerettet zu werden?" "Nein!" "Werde ich verdammt werden, wenn ich Schweinefleisch esse?" "Nein!" "Muss ich an den Teufel glauben, um in den Himmel zu kommen?" "Nein!" oder vielleicht doch "Ja!"? Gut, der Widersacher wird theoretisch nicht im Glaubensbekenntnis erwähnt, aber doch wohl bei jeder guten Glaubenskatechese und bei jedem kath. Taufgelübte oder der Erneuerung des Taufversprechens wird doch immer in etwa hinzugefügt: "Versprichst du dem Teufel zu widersagen und all seinem Glanz und Verlockungen?" Man könnte also fast sagen, die Widersage an den Widersacher ist dem Taufversprechen inhärent und ist dem Glauben an Jesus Christus als notwendige Bedingung mitgedacht und vorausgesetzt, denn wie soll der den Himmel erreichen, der nicht fest entschlossen dem entsagt, der ihn daran hindern will? Wie soll der den Kampf bestehen, der nur "Fleisch und Blut" kennt und gar nicht gegen die "Mächte, Fürsten und Gewalten des himmlischen Bereiches" kämpft? Wie soll der das Ziel erreichen, der gar nicht weiß, dass es jemanden gibt, der ihm Fallen auf den Weg stellen wird? Täuschen wir uns nicht! Das christliche Leben ist ein Kampf gegen die Welt, den Teufel und das Fleisch. Wenn wir uns dessen nicht bewusst sind und die Pläne des Bösen nicht erkennen, dann werden wir schnell zu seinem Opfer und ich wage es nicht zu behaupten, dass man dann noch sicher das Heil erreichen wird. Also kann man aber praktisch gesehen, davon ausgehen, dass die Kenntnis des Teufels notwendig, hilfreich und sinnvoll ist, das Heil zu erlangen.

Es gibt andere Glaubenssätze, die sind nicht so wichtig und zweitrangig. Vielleicht kann man da getrost das "Nein!" sprechen, wie es der hl. Paulus beim jüdischen Gesetz tat, aber ein "Nein!" zur christlichen Religion zu sagen, das ist wie Selbstmord, oder besser gesagt: das ist Selbstmord!

Es gibt also eine große Heilsbedingung, nämlich den christlichen Glauben und die christliche Religion, d.i. die christliche Gemeinschaft (die Nächstenliebe, ohne die niemand gerettet wird) und die christlichen Sakramente der Kirche, die Quellen des Heiles sind. All dies macht die christliche Religion aus, auf die doch kein gläubiger Christ verzichten möchte! Die Liebe zu dieser Religion zu lehren, ist das nicht die größte Freude eines Heidenmissionars? Warum sollten wir also noch über die Beseitigung der Heilsbedingung nachdenken, wo sie selbst doch unsere Liebe und Mutter ist???

Ich hoffe nun, dass wenigstens ein bißchen Gottes tiefe Antwort (auch durch meine tiefe Unwürdigkeit) zu Ausdruck kam. Möge Er es schenken durch Christus, seinen Sohn! Amen.

Dann noch einen Satz, den ich nicht verstand:
> Jesus hat sich am
> Kreuz leiblich zerreißen lassen, ohne schmerzhaften geistlichen Riß
> zwischen den Ideologien kann, fürchte ich, ein Erwachsener IHM nicht
> angehören.

Was meinen Sie damit?

Und klar, sie dürfen meinen Namen angeben bei ihrer Veröffentlichung der Fragen und Antworten!

Gott segne Sie, lieber Bruder, ich hoffe, dass der Heilige Geist, all das Gesagte und Geschriebene nicht unwirksam lässt und vielleicht doch die eine oder andere Seele dadurch berührt!

Alles Gute! Petar Komljenovic

-- Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in alle Ewigkeit!

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5. April 2006

Lieber Herr Komljenovic, ich danke Ihnen für diese wahrhaft brüderliche, geistliche Antwort. Ich kann nicht im selben ausführlichen Stil das Gespräch weiter führen, das sehen Sie gewiß ein. Zum Thema Teufel finden Sie meine ausführliche Antwort (von 1968, noch gültig) im Netz. Das ist schwere Kost; Gläubige dürfen sie sich ersparen; Theologen, meine ich, nicht. Das Thema Jungfrauengeburt siehe im alten Predigtkorb. Es scheint, wir beide gehören, innerhalb der Großen Catholica, doch zwei gegensätzlichen Konfessionen an. Das sollte unsere Freundschaft nicht hindern; vermutlich haben Sie gute orthodoxe und evangelische Freunde. Meiner Erfahrung nach zeigt so gut wie jede Ehe sich irgendwann als Mischehe ... Was ich allmählich einsehe, ist Folgendes: Es gibt in der Kirche eine horizontale und eine vertikale Spannung. Horizontal stehen widersprüchliche Bekenntnisse gegeneinander (natürlich ist der Widerspruch nur in den Aussagen, nicht im existentiell gemeinten Glauben, siehe wir beide bei "Teufel" und "Jungfrau" [das sind, das glauben wir beide, die Großen Widersacher der Weltgeschichte!]), vertikal wirken in jeder Konfession widereinander die Ökumeniker und die Konfessionalsten. Auch bei dieser Spannung sind beide Pole notwendig, sonst würde Ökumene zum relativistischen Einerlei (Einheitlich ist ein Kaninchen nur als Haschee), Bekenntnistreue zum Sektengeist. Falls Sie Spaß an Geometrie haben, finden Sie Bedenkenswertes hier. Das verdankt sich einer aufregenden Platon-Lektüre. Entscheidend ist nun: Sein, gar öffentlich realisiert, kann jeder Glaubende jeweils nur ein Pol dieser Spannungen, gegen den anderen muß er sich absetzen. Vernehmen aber kann und soll er beide, in möglichst vielen Richtungen. Klingen kann die Flötistin im Orchester nicht wie das Cello, auf es hören aber soll sie, sonst klingt die Symphonie schlecht (dieses Gleichnis liebt auch unser neuer Papst). So wächst der Glaube, wird reicher, differenzierter, kommt über manchen blinden Fleck mehr und mehr hinweg. Ich wünsche Ihnen von Herzen fruchtbare Jahre im Dienst am Evangelium, Ihr jk

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6. April 2006

Lieber Herr Jürgen Kuhlmann,

in der Tat, wir können unsere Diskussion nicht ausführen. Trotzdem erlauben Sie mir bitte noch letzte Gedanken, die unbeantwortet bleiben können.

Ich habe ihre Predigt über den Teufel gelesen und über die Jungfrauengeburt und weiß jetzt, was sie mit: "wir beide gehören, innerhalb der Großen Catholica, doch zwei
> gegensätzlichen Konfessionen an." meinen. Ich finde das schade, aber unsere "Freundschaft" soll es wirklich nicht stören, denn, wenn sich die Christen spalten, wie wird dann erst die Welt sein?

Wahrscheinlich ist es für mich sinnlos mit Ihnen über leere und volle Hölle zu diskutieren, da es nichts ändern würde. Ich wollte aber mal einen Aufsatz schreiben: "Jesus Christus- barmherziger Erlöser und gerechter Richter. Über die teuflische Idee einer leeren Hölle." Wenn Sie das interessiert, werde ich Ihnen den Aufsatz zukommen lassen, der - so Gott will - neue Einsicht schenken könnte.

Und die Mahnung des hl. Jakobus scheint mir noch angebracht: "Nicht so viele von euch sollen Lehrer werden, meine Brüder. Ihr wisst, dass wir im Gericht strenger beurteilt werden." (Jak 3,1) Da Sie sich Theologe nennen und somit Lehrer des Glaubens sind, möchte ich Sie daran erinnern, all ihre Predigten und Gedanken über den Glauben einfach Christus zu übergeben und Ihn zu bitten sie zu segnen oder zu verfluchen, da wir uns ja als fehlerhafte Menschen IMMER täuschen können und durch unsere Worte Heil oder Unheil anrichten können. Z.B. mach ich das immer bei meinen (geschriebenen) Worten so: "Herr, dein Wille geschehe, nicht meiner! Lass meine Worte brennen, brennen in den Herzen der Menschen, wenn sie wahr sind, verbrennen, wenn sie es nicht sind! Amen." (Lieber verbrennen, bevor sie Schaden anrichten!) bzw. "Herr, wenn Du willst, dass ich Lehrer werde, so geschehe es, wenn nicht, dann tu alles, was in deiner Macht steht, oh Allmächtiger, damit es nie geschieht! Amen." bzw. wenn man schon Lehrer ist, dann sollte man - gerade als wahrer Lehrer- immer den Mut haben in etwa so zu beten: "Herr, ich flehe dich an, wenn Du willst, dass ich Lehrer bleibe, dann lass mich immer mehr an Einsicht und Weisheit wachsen, damit Du Deinem Volke durch meine Worte Geist und Leben gebest, doch willst Du es nicht, dann tu alles, Allmächtiger, was in Deiner Macht steht, damit ich es nicht länger bleibe! Amen." Lehrer haben große Verantwortung, also sollte (nur) der Lehrer sein, den Gott dazu berufen hat (denn die, die Lehrer werden gegen den Willen Gottes, sind ja genauso schlimm dran, die es gegen den Willen Gottes nicht werden). Möge Er uns schenken, dass wir in Seinem Willen bleiben! Amen. Außerdem, wenn es weniger Lehrer gibt, ist das besser, denn es wird nicht so viele unterschiedliche (das ginge noch) und widersprüchige (das ist katastrophal) Meinungen in der Lehre Christi geben, so dass die Einheit im Glauben und der Frieden in der Kirche gestärkt würde.

Es gibt aber einen Gedanken, den ich doch ansprechen möchte, in der Hoffnung, etwas bei einer anderen neutralen Frage korrigieren zu können. Sie schreiben: "Wunder geschehen ja nicht wider die Natur (sonst würde der Glaube durch beweisbares Wissen ersetzt), sondern durch wunderbar-unwahrscheinliche Nutzung der Naturgesetze, ohne aber den Schöpfer zum Spielverderber gegen seine eigenen Regeln zu machen." Dazu wollte ich sagen, dass ich den Gedanken schön und richtig finde, dass Wunder nicht gegen die Natur geschehen (das schreibt der hl. Augustinus auch), sondern durch ein höheres Naturgesetz (="wunderbar-unwahrscheinliche Nutzung der Naturgesetze"). Aber den Schluss, den Sie daraus ziehen, muss man nicht unbedingt ziehen, denn, selbst wenn die Wunder gegen die Natur sind, so heißt das nicht gleich, dass der Glaube von der menschl. Vernunft verstanden werden und zu beweisbaren Wissen werden könne, denn es gibt (natürliches) Wissen (=Wahrheiten), das ist offenbar (einsehbar und verständlich) und es gibt (göttliches) Wissen (=Wahrheiten), das ist wunderbar (geheimnisvoll und (für die menschl. (jedoch nicht göttliche) Vernunft unverständlich), selbst noch in 1000 Jahren, weil es vom Prinzip her über das menschl. Denkvermögen hinausgeht und niemals (von Menschen) beweisbares Wissen werden kann. D.h. der Glaube könnte so oder so niemals bewiesen werden.

Dazu gibt es ein wunderschönes Bild aus der Bibel: der (nicht ver-)brennende Dornbusch. Dazu hab ich in meiner Hausarbeit über den Gottesnamen "Jahwe" folgendes geschrieben:

"Brennen ist ein dynamischer Prozess, der mit dem Verbrennen co-existiert, denn brennen [Ursache] und verbrennen [Wirkung] sind eins [actio=reactio (heutiger Zusatz)], d.h. etwas kann nicht brennen ohne zugleich zu verbrennen! Das ist vom Prinzip her völlig unmöglich! Also ist der Busch, der brennt [der ist], aber nicht verbrennt [und bleibt] nicht nur ein Wunder, sondern, weil er einen Widerspruch in sich darstellt, ein Paradoxon, das gegen das Prinzip der reinen Vernunft verstößt (vgl. Hiob 11,6), sogar Sinnbild für Das Wunder schlechthin: perpetuum mobile." Wobei die Idee des "perpetuum mobile" (unendlicher Kreislauf) dem göttlichen Prinzip der "Ewigkeit" gleichkommt, was natürlich genau der allerheiligste Gottesname Jahwe = "Ich bin" ausdrückt: die Ewigkeit bzw. das ewige Sein. Gott ist ewig. Doch die Idee/ der Gedanke/ der Begriff der Ewigkeit ist für den menschl. Verstand paradox, denn 3 kann nicht 1 sein (Dreifaltigkeit) oder die Sonne kann nicht gleichzeitig auf und untergehen oder etwas kann nicht brennen und dabei nicht verbrennen, das ist unmöglich, gegen die pure Logik, eben paradox. Deswegen steht ja auch wunderschön geschrieben: "Gott würde dich der Weisheit Tiefen lehren, dass sie Wunder sind für den klugen Verstand" (Hiob 11,6). Somit bleiben die Wunder, ob über oder sogar "scheinbar" gegen die Natur, immer "unwissbares Wissen", d.h. göttliche Weisheit, an die man immer nur glauben können wird. Möge uns der ewige und barmherzige Gott diesen Glauben schenken! Amen.

Ich wünsche Ihnen ebenfalls eine gute und fruchtbare Zeit! Gott schenke Ihnen Weisheit, Liebe und Frieden!

Petar Komljenovic

-- Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in alle Ewigkeit!

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