Weltkonferenz der
 Religionen für den Frieden
WCRP
Pfingsten 1972
Prisma-Prinzip
St. Sebald 1977
P. Klein 1982
1988 in Nürnberg
Dialog-Treffen
 April 1989
Drei-einiger
 Frieden
Vortrag in Mainz
Etappen
Brief an Dekan
 Joh. Friedrich
Buch 2001
Friedenslampe
Gespräche
 Anima/Christian
Ehrfurcht-Buch

Meine Geschichte mit WCRP

»Ich bin Hindu und katholischer Priester,« sagte vor 40 Jahren Raimon Panikkar dem römischen Seminaristen und zeigte auf seinem Bücherbrett die Sanskrit-Wälzer neben der Bibel. Damals sprang in meiner Glaubensburg ein lange verrammeltes Tor auf: daß die christliche Religion die einzige wahre sei. Mag das in irgendeinem tiefverborgenen Sinn auch stimmen: so buchstäblich, wie ich ihn brav mitgeschleppt hatte, ist der Satz anscheinend nicht gemeint.

Jene Hoffnung auf ein »Neues Pfingsten«, von der Papst Johannes XXIII. beseelt war als er das Konzil einberief: sie sollen Christen heute auch auf die Große Ökumene der Weltreligionen beziehen. Lukas hat sein Pfingstbild mit dem Sprachenwunder der vielen Zungen des einen Feuers bekanntlich als Gottes erlösende Antwort auf das alte Unheil des Babelturms ausgestaltet. Die babylonische Einheit (des einen Mittelpunkts der Koordinatenachsen, von dem aus alle übrigen Punkte sich bestimmen lassen müssen, wird von Gott verworfen, mit dem Chaos des Sprachenwirrwarrs bestraft. Er wird an Pfingsten zur bunten Fülle umgewertet. 1977 war in der Nürnberger Sebalduskirche die Pfingstfeier unter das Motto Gott will uns bunt gestellt; die Unterscheidung zwischen der babylonischen Einheit in der Farbdimension (alle Fenster werden gleich rot oder blau oder sonstwie angemalt) und der jerusalemischen Einheit in der Lichtdimension (im selben Sonnenlicht funkeln die Farben nicht gleich aber gleich schön) war auch schon Thema meiner Pfingstpredigt 1972 in St. Elisabeth, zur selben Zeit als die Gruppe Prisma versuchte , die Gleichwertigkeit aller Farben als Friedensprinzip zu erleben. 

Auf die Weltkonferenz der Religionen für den Frieden hat mich Pater Wilhelm Klein SJ aufmerksam gemacht (mein Spiritual, d.h. »Seelenführer« während des Studiums in Rom), als ich ihn ca 1973 in Bonn besuchte: sie sei der wichtigste Neuaufbruch unserer Zeit. Daraufhin nahm ich 1978 am Europäischen Treffen in Rom teil; ein Gespräch während des Mittagessens mit einer Hindu-Germanistin aus Java ließ mich begreifen, daß Re-Inkarnation nicht bloß ein Wahn westlicher Esoteriker ist, sondern zum Glauben einer ehrwürdigen Weltreligion ähnlich gehört wie zur christlichen der Glaube an Gottes Menschwerdung in Jesus.

Am 10. September hörten wir auf dem Petersplatz den denkwürdigen Papst-Satz »Gott ist Papa, mehr noch: ist Mutter.« Als der liebenswürdige Johannes Paul I. nach 33 Tagen starb, wurde auch diese feministische Kühnheit des obersten Kirchenpatriarchen zensiert [in der Luciani-Biographie (Herder 1978, S. 167) bricht die Ansprache vorher ab].

Genau zehn Jahre später traf sich in Mainz die erste Vollversammlung der Weltkonferenz in Deutschland. Hier lernten zwei Nürnberger einander kennen. Johannes Lähnemann gründete dann die Ortsgruppe Nürnberg. Dank ihrer begegnen sich seit 1988 Juden, Hindus, Buddhisten, Christen, Muslime und Bahais in Respekt und - nicht selten - neuer Freundschaft. Bei einem Dialog-Treffen im Frühjahr 1989 bekannte ein Kardinal aus Afrika sich im Namen der Kirche zur Großen Ökumene.

Wenn Gott, an den wir Christen glauben, die unendliche Spannungseinheit in Person ist (in drei Personen, wie wir sagen, “damit wir nicht ganz und gar schweigen müssen”, bemerkt Augustinus): dann ist es doch nicht zum Verwundern sondern eher zu erwarten, daß auch unsere menschlichen Grundauffassungen des Ganzen in unauflösbaren Spannungen zueinander stehen. Diese Vermutung ist der Kern eines Artikels über den Drei-einigen Frieden der Religionen und Ideologien; er erschien in Publik-Forum und brachte zwar nicht die erwartbare Fülle begeisterter Zustimmung, aber doch die Einladung zu einem Vortrag vor Religionslehrern in Mainz.

Innerhalb einer der trinitarischen Dimensionen, nämlich unserer Bezogenheit auf DICH (Gott den Vater), wetteifern miteinander die abrahamitischen Religionen. Vor allem dank der Gespräche mit meinem Bahai-Freund Ata Enayati bildete sich allmählich die Idee, sie seien samt ihren wechselseitigen Beziehungen so etwas wie die Etappen der einen Großen Liebesgeschichte Gottes mit seiner Menschheit. In einer (nicht gehaltenen aber verteilten) Hochzeitspredigt wurde der Gedanke ausgeführt, erweitert findet er sich später im Buch “Ehrfurcht vor fremder Wahrheit” sowie einem Thesenblatt für die Kölner Trialog-Tagung im Dezember 1999; mit der Symbolik der Großen Welttheaters verknüpft (die ich dem Mainzer Erik-Peterson-Symposion im Frühjahr 2000 verdanke) ist dieser ökumenische Denkvorschlag jetzt das Thema des neuen Buches

“Etappen der Großen Liebesgeschichte”

 (Nürnberg 2001). Es ist Johannes Lähnemann zum 60. Geburtstag am 15. Juni 2001 gewidmet, wie auch - als Beitrag zu seiner Festschrift im Internet - ein Essay über die bunte Friedenslampe.

Volle Internet-Adresse dieser Seite: http://www.stereo-denken.de/wcrp/

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